Ein Tag Ende Februar. Wo die Sonne scheint, es dennoch schweinekalt ist. Du mit dem Hund in den Wald gehst, aber irgendwie gar nichts wahrnimmst. Weil es in Dir so schwammig ist. So grau, gefühllos, beängstigend egal. Ein Tag, der so gar nicht lebt. Der einfach nur überstanden werden will. Du weißt, dass es sowas gibt. Ist nicht schlimm. Geht vorbei. Ist nur doof.

Und dann kommt der elfjährige Enkel an die Tür und fragt, ob Du vielleicht heute endlich die neuen Schläuche auf die Fahrradreifen ziehen kannst. Und es wird heller in Dir. Weg aus den verschwurbelten Gedankenkonstrukten. Hin zur Handarbeit. Problem: Reifen platt. Lösung: neue Schläuche, da die alten jetzt echt schon uralt und porös sind. Und dann: einfach machen.

Dann diese phänomenale Frage, die dem Tag endlich seinen Glanz wiedergibt: „Oma, woher weißt Du sowas bloß? Warum kannst du das?“

Und Du erzählst von der reichen Kindheit, die finanziell so viel ärmer war. Von deinen größeren Geschwistern, die dir das Reifenflicken und Schläuchewechseln gezeigt haben. Du erinnerst Dich an die Zeit, in der irgendwie überall ganz viel Kinder ganz viele Sachen gemacht haben. Und kurz, bevor Du wieder in dieses „Früher-war–alles-besser-Loch“ rutschst, versagt Dein Können: „Ich krieg das mit der Gangschaltung nicht hin. Hatte ich früher nicht. Versteh ich nicht.“

Und der Enkel zieht sich YouTube-Videos rein und repariert die Gangschaltung allein. Und ich, die Alte, freue mich über das Neue, das Junge. Vielleicht ist die Zukunft zusammen mit der Vergangenheit doch ein schönes Paar. Es liegt an uns, sie immer wieder zusammen tanzen zu lassen.

 

Foto: www.achtsamland.de_ufo

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